Sonne und frühlingshafte Temperaturen am Mittelmeer und unerwartet viel Schnee und Nebel in den ligurischen Seealpen. Die diesjährige Rallye San Remo Storico hatte von allem etwas zu bieten, vor allen Dingen aus sportlicher Sicht.
Wenn es einen Preis für die spannendste Rallye San Remo Storico geben würde, hätte die diesjährige Vollgas-Ausgabe für Oldtimer allen Grund zum Feiern. Denn der historische EM-Auftakt hatte von allem etwas zu bieten, was eine richtige Rallye ausmacht.
Zum einen starteten bei dem Klassiker am Mittelmeer erstmals über 70 Fahrzeuge. Zugelassen waren diesmal alle FIA zugelassenen Autos bis zum Baujahr 1981. Allen voran der Vorjahressieger Salvatore Riolo auf seinem Porsche 911, gefolgt von 31 weiteren Modellen vom Typ 911. Obwohl die Zuffenhausener Wagen-schmiede bei fast allen historischen Rallyes auf Grund ihrer Zuverlässig-keit den Ton angibt, zeigte sich das übrige Feld deutlich vielversprechen-der und bunter. Ein paar Opel Kadett und Ascona, hier und da ein BMW, dazwischen immer wieder die Landesmarken Alfa und Fiat und ein paar echte Highlights, darunter zwei Lancia Stratos und ein Vorkriegs-Invicta, der als Schlusslicht ins Rennen geschickt wurde.
Besonders war diesmal aber auch das Wetter. Während die Teilnehmer und Fans unmittelbar am Mittelmeer ihr Eis schon fast im T-Shirt genießen konnten, schaufelte der Veranstalter am höchsten Punkt der Rallye noch eine Schneise durch meterhohe Schneeverwehungen. An den Schatten-seiten des 1500 Meter hohen Monte Ceppo türmten sich die weißen Massen sogar bis zu drei Meter hoch. Doch weil die Sonne in den letzten Tagen für den bevorstehenden Sommer übte, taute zumindest die Piste bis auf wenige Stellen ab. Dafür war aber der Nebel am Colle d’Oggia zeitweise so dicht, dass die Teams in Zeitlupe über die spektakuläre Passüberfahrt stocherten. Die Reifenwahl wurde zum russischen Roulette, denn am Start einer WP zeigte sich die Piste noch warm und trochen, wenige Kilometer weiter waren die Piloten schon froh, wenn sie überhupt etwas sehen konnten.
Salvatore Riolo kam mit den schwierigen Bedingungen vorerst am besten klar, dann zerdellte er in WP 5 seinen blauen Porsche 911. Landsmann und Markenkollege Marchionni übernahm für einen Moment die Führung, doch Riolo konterte und ließ dann keine weiteren Zweifel an seinem erneuten Sieg in San Remo offen. Auf den ersten fünf Plätzen kloppten sich nur die 911er, doch der brachiale Motorensound der Sechszylinder Boxer in den ligurischen Seealpen entschuldigte die mangelnde Markenvielfalt. Außerdem folgte auf Platz sechs der erste von zwei Lancia Stratos mit dem besonderen Gruppe 4-Akustik-Verwöhnprogramm. Teams, die da nicht so mithalten konnte, feilte statt dessen am eigenen Ehrgeiz und überzeugte mit stilistischen Haltungsnoten.
Fast schon filmreif war die Einlage des Lotus Elan mit der Startnummer 26. Er schraubte sich auf der letzten von acht Sonderprüfungen beherzt in den Nebel und verlor dabei nicht nur den Durchblick, sondern gleich die komplette Beifahrertür nach einem Unsichtbar-Abflug mit Feindkontakt. Während der Fahrer erneut durch-startete und der Beifahrer seinen ersten Open-Air-Aufschrieb vorbeten drufte, kramte der zuständige Streckenposten am Ort des Geschehens zu allem Überfluss allerdings die Bordkarte aus der liegen gelassenen Tür. Doch weil es im historischen Sport noch einen Hauch von Gnade vor Recht gibt, wurde die WP-Zeit samt aller noch folgende Zeitkontrollen dennoch gewertet – Andrea Polli und Vilma Salvi landeten ohne Tür auf Platz 29.
Besser klappte die Rallye dafür aus deutscher Sicht. Auf Rang sieben kamen Michael Stoschek und Beifahrer Dieter Hawranke mit ihrem Porsche 911 im original Rallye Monte Carlo-Design von 1972 ins Ziel. Wolfgang Pfeiffer kam als amtierender Historic-Rallye-Europameister im älteren 911-Modell bis auf Platz 10, Claus Ellermann wurde im baugleichen Modell auf Rang 25 gelistet.
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Endergebnis nach acht WP über 152,78 km:
1. | Riolo/Marin (I/I) | Porsche 911 | |
2. | Roda/Frigerio (I/I) | Porsche 911 | + 0:07,0 min |
3. | Marchionni/Celli (I/I) | Porsche 911 | + 0:43,0 min |
4. | Jensen/Pedersen (S/S) | Porsche 911 | + 3:03,0 min |
5. | Da Zanche/Trutalli (I/I) | Porsche 911 | + 4:58,0 min |
6. | Bianchini/Baldaccini (I/I) | Lancia Stratos | + 4:58,0 min |
7. | Stoschek/Hawranke (D/D) | Porsche 911 |
+ 5:35,0 min |
8. | Furlan/Rapezzi (I/I) | Opel Ascona | + 8:10,0 min |
9. | Gillet/Helfer (CH/CH) | Alfa Romeo | + 8:42,0 min |
10. | Pfeiffer/Nottebrock (D/D) | Porsche 911 | + 9:25,0 min |