Erste Oldtimer-Rallye für Kahle und Göbel im Skoda 130 RS

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Matthias Kahle und Copilot Peter Göbel gingen bei der Oldtimer-Rallye Wiesbaden erstmals im frisch restaurierten Skoda 130 RS an den Start. Das tschechische Rallye-Juwel wurde am ersten Tag sogar von der Polizei unter die Lupe genommen, jedoch unter anderen Gesichtspunkten.

Die skurrilste Polizeikontrolle der letzten Jahre sorgte nicht nur für spaßige Momente bei Matthias Kahle und Co Peter Göbel. Die Geschichten der hoheitlichen Verkehrsüberwachung war auch an den beiden Abendveranstaltungen im bayerischen Schmelmerhof während der Oldtimer-Rallye Wiesbaden das Highlight.

Begonnen hatte alles mit einer harmlosen Ortsdurchfahrt. Die Herren in grüner Uniform trauten ihren Augen nicht, als der Skoda 130 RS im historischen Rallyeoutfit um die Ecke bog. Das Design etwas zu auffällig, der Auspuff am Heck der Rallyeflunder schien zu laut und zu seltsam montiert – an eine ungestörte Weiterreise in Richtung Tschechien war nicht zu denken. Die strenge Überprüfung aller Einzelheiten war den Männern mit dem Stern auf der Schulter ein dringendes Bedürfnis und spätestens mit dem Einschalten der „Bitte anhalten“-Reklame wurde auch den deutschen Rallyemeistern klar, wem die Stunde geschlagen hat.

Das bloße öffnen der Beifahrertür bestärkte die mit Steuergeldern finanzierten und schwer bewaffneten Polizisten (jeweils Handschellen und Pistole) in der Annahme, man habe soeben zwei halbstarke Jugendliche (…danke an dieser Stelle von den beiden 43-jährigen Fahren…) in ihrem übertriebenen und in vielen Punkten völlig überzogenen Tuningdrang dingfest gemacht. Der Fahrzeugschein wurde Stück für Stück in den Lügendetektor geführt.

Man erkundigte sich nach dem Fahrzeugtyp, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben. Das besserte sich auch nicht, nachdem alle Fragen zur sportlichen Historie und dem eigentlichen Wert dieses Fahrzeug in den Raum geworfen wurden. Auch der eingeschweißte Überrollkäfig war nicht nach dem Geschmack der beiden Beamten. Irgendwie zu wild, dazu in einem historischen Wagen. Die Suche nach dem Kopfpolster wurde schnell wieder eingestellt, nachdem man die Aufkleber an der Frontscheibe als zu groß klassifiziert hatte. Da auch hier die Aussicht auf eine schnelle Verurteilung der Piloten als zu schwach eingestuft wurde, konzentrierte man sich auf die in der Tat seltsame Auspuffkreation anno 1976. Der schwarze Topf am Heck des Skoda 130 RS hatte zwar wenige Tage zuvor alle Kontrollen der ultimativen Zulassungskontrolle problemlos durchlaufen, allerdings fanden sich im Schein keine Rückschlüsse auf den Tuningbetrieb eines solchen Gerätes. Der hilfreiche Hinweis der Besatzung, dass es sich in diesem Fall bei dem nur wenige Male gebauten Auto um kein aktuelles Tuningelement aus dem Katalog handelt, wurde professionell ignoriert. Statt dessen machten die Behörden mit der Polizei-Kamera Bilder vom Objekt der Begierde und vom Fahrzeugschein, der noch immer ungläubig durch die Finger der Beamten waberte.

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Rallyeprofi Matthias Kahle schüttelte zunehmend verzweifelt den Kopf, während alle anderen Teilnehmer mit ungläubigem Gesichtsausdruck Checkpoint Kahle passierten. „Manchmal ist es gar nicht so gut, die Nummer 1 auf dem Auto zu haben“, meinte dieser. Die Polizei hatte indes noch immer den Auspuff umstellt. Man unterstellte diesem letztendlich, dass er doch „närrisch heiß“ wird und eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die übrige Menschheit darstelle. Dass ein aussenliegender Auspuff bei diesem Modell historisch korrekt ist und die Hitzegefahr bei Motorrädern ebenso theoretisch wie praktisch bestehe, wollte man trotz der überwältigenden Argumentationskette nicht so richtig akzeptieren.

Statt dessen spezialisierte sich der jüngere der beiden Beamten nun auf den (vermutlich viel zu sportlichen) Luftfilter. Der simple Hinweis des deutschen Rekord-Rallyemeisters, dass sich der Motor doch bitte im Heck des 130 RS befinde, wurde im ersten Anlauf ebenfalls gekonnt überspielt. Man vermutete ein geschicktes Ablenkungsmanöver von Meister Kahle, viel lieber würde man jetzt doch einen prüfenden Luftfilter-Blick unter die Fronthaube der Heckschleuder werfen. Spätestens an diesem Punkt wurde die grenzenlose Genügsamkeit des Werkspiloten auf eine harte Probe gestellt. Nicht nur, weil der besagte Luftfilter wie bei so vielen Autos immer noch ein Teil des Motors ist und sich demnach auch im Heck befindet, sondern auch, weil bei der filmreifen Vorstellung kein absehbares Ende in Sicht war.

Man wollte nun wissen, wo man denn herkomme, doch die zu 100 Prozent richtige Antwortkombination aus „Fahrer Köln und Beifahrer Korb“ wurde nicht als Lösung akzeptiert. Gemeint war eigentlich der Startort der Rallye, doch am Ende dieses zugegeben kurzen Rechercheabschnittes hatte man auch alle erforderlichen Daten zum Veranstalter und dessen Organisationschef zur Überpüfung notiert.

Am Ende einer mehr als 20-minütigen und wenig ergiebigen Diskussion war nicht nur das gesamte Teilnehmerfeld vorbeigerauscht. Die Geduld und der Glaube der Polizei an das Gute wurde noch einmal durch einen verdächtigen Adressenmix an die Belastungsgrenze geführt. Der Fahrer aus Köln, unterwegs im Auftrag für Skoda Deutschland aus Weiterstadt bei Darmstadt und das in einem bunten Rallyeauto mit einem Kennzeichen aus dem Erzgebirge war fast zuviel des Guten. „Der Tuner zudem ein guter Freund von Fahrer und Beifahrer“, so das Team, „aber irgendwie auch für Skoda unterwegs. Das Kennzeichen wechselt aber schon bald auf DA für Darmstadt, doch erst einmal musste das frisch restaurierte Einzelstück der Einfachheit halber dort zugelassen werden, wo es auf die Welt gekommen ist …“

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Die Kontrolleure mussten sich setzen, die grünsilberne Fuhre gab schließlich Gas und verschwand aus der Szene, nur um sich wenige Meter vor der tschechischen Grenze erneut auf die Lauer zu legen. Was die Staatsgewalt bis dato noch nicht wusste: alle gestarteten Teams waren bereits durch und der finale Schlusswagen in Form eines aktueller Skoda Roomster bot zu wenig Opfer-Eigenschaften.

Die Rallye selbst fand auch noch statt. Nach der Polizei-Kontrolle erreichte das leider nur 19 Auto starke Feld die Tschechei, wo die meisten aller zu fahrenden Gleichmäßigkeitsprüfungen aufgebaut waren. Rallye-Weltmeister Walter Röhrl besuchte die Teams bei ihrer Übernachtung im heimatlichen Hotel im Bayerischen Wald bei St. Englmar und nach insgesamt 1300 Kilometern, 16 WP und einem dutzend DK’s ging der Sieg wie erwartet an Hanns-Werner Wirth mit Beifahrer und Sohn Moritz Wirth im Werks-Opel Manta 400. Matthias Kahle und Peter Göbel erreichten bei ihrem Debüt im frisch „kontrollierten“ Skoda 130 RS nach dem Vorjahressieg Rang 3 im Gesamtklassement.

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Foto: Peter Göbel