Histo-Monte Finale: Kahle/G

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Etwas Schnee auf dem Turini, viel Regen in Italien und ein Mountainbike-Rennen auf der Strecke. Am letzten Tag der AvD-Histo-Monte gab es Höhen und Tiefen. Matthias Kahle und Peter Göbel fuhren mit etwas Glück noch auf Gesamtrang 5 durch das Ziel im Hafen von Monte Carlo.

Manchmal sind die Unwägbarkeiten bei einer Oldtimer-Rallye grenzenlos. So hatte der vierte und letzte Tag der Winter-Oldtimer-Rallye noch nicht ganz begonnen, da streikte auch schon der ansonsten zuverlässigste aller Tripmaster im Skoda 110 R. Bei der Ausfahrt aus der Hotel-Tiefgarage leuchteten noch einmal alle Ziffern, dann war es dunkel. Das Gerät Nummer zwei, das ebenfalls zum exakten Vermessen der Strecke und Wertungsprüfungen zuständig ist, blieb zum Glück auf Kurs.

Die erste Gleichmäßigkeits-Prüfung verlief ohne Probleme, danach folgte die Überfahrt des legendären "Col de Turini". Die berühmteste Wertungsprüfung in der Rallyeweltmeisterschaft ist seit Jahren das Highlight der Rallye Monte Carlo, kein Wunder also, dass auch die 17. AvD Histo-Monte die zahlreichen Kehren der Route mit in die Streckenplanung integrierte. Angespornt vom historischen Ort gelangen Matthias Kahle und Peter Göbel hier dann auch eine Fabelzeit, mit 1/100 Gesamtabweichung meisterten sie beide Messungen, eine erwischten sie gar mit einer glatten Null. Es sollte der einzige, aber wichtigste WP-Sieg bei der diesjährigen Ausgabe bleiben. Nach zwei weiteren Prüfungen rollte das Team von Skoda Auto Deutschland als bester Skoda und Gesamtfünfte durch den Zielbogen in Monaco.

Der am Vortag noch vor ihnen liegende Jens Herkommer im Skoda 105 L fiel nach einer spektakulären Reparatur am zweiten Skoda 110 R des Journalisten Heinrich Lingner (Auto Bild Klassik wird in der nächsten Ausgabe berichten) leider um drei Plätze zurück. Was war passiert? Lingner hatte den Tank zu leer gefahren, mit dem letzten Benzin setzten sich auch Schmutzpartikel in die Kraftstoffleitung. Viel schlimmer war nur noch, dass der orange Skoda inmitten eines italienischen Autobahntunnels liegen blieb. Kfz-Profi Herkommer blieb nichts anderes übrig, als das havarierte Fahrzeug mit seinem eigenen Oldtimer aus dem Tunnel zu schieben. "Ich bin ihm einfach vorsichtig hinten drauf gefahren und hab dann Gas gegeben. Wir haben nur zugesehen, dass wir aus der unübersichtlichen Gefahrenstelle kamen", erzählt der immer noch fröhlicher Kfz-Mechaniker im Ziel. "Die Situation war ganz schön heikel, aber was sollten wir machen. Die Italiener fuhren so knapp und schnell an uns vorbei, dass ich mich gar nicht erst getraut habe, auszusteigen."

Zum Aussteigen hatten aber auch die anderen Teams keine große Lust. Nach einem Bilderbuchwetter am Vortag regnete es auf der letzten 200 Kilometer langen Schleife fast pausenlos, dazu verschwanden die zum Teil sehenswerten Bergdörfer rund um San Remo im dichten Nebel. Eine willkommene Abwechslung war nur noch die Mittagspause im beschaulichen San Romolo, oberhalb der Blumenriviera. Im Restaurant Dall’Ava wartete Besitzer Orlando mit Bolognese- und Pesto-Nudeln auf die 118 verbliebenen Fahrer und Beifahrer. Danach mussten die letzten Meter der Rallye sogar neutralisiert werden, weil ein Mountainbike-Rennen die Strecke der Rallye kreuzte. "Da gehen wir gar kein Risiko ein", meinte Rallyeleiterin Gabriele Triefenbach zu Recht. 

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Der Gesamtsieg bei der 17. Auflage dieses Oldtimer-Klassikers ging somit an die vom ersten Tag an Führenden Burkhard Müller und Jürgen Meggle im Daimler Benz 250 SL Pagode. Nach 28 Prüfungen und 1662 Kilometern Strecke betrug deren Abweichung von der geforderten Sollzeit gerade einmal 38,89 Sekunden. Zweite wurden Horst und Jörg Friedrichs im Opel Ascona A von 1972, gefolgt von Rad-Querfeldein-Weltmeister und Oldtimer-Fan Klaus-Peter Thaler und Copilot Udo Volckmann auf Opel Commodore.

Einen Rang vor den amtierenden Deutschen Rallyemeistern Kahle und Göbel landete übrigens Vater Dieter Göbel (Attendorn) mit Fahrer Reinhard Stahl, ebenfalls Opel Commodore. Sie hatten das größte Glück bei der Rallye. Am vorletzten Tag rutschten sie so unglücklich in einen Graben, dass der Wagen nach dem Malheur mit zwei Platten Reifen, einer zerstörten Felge und jeder Menge Blechfalten dastand. Weil nur ein Reserverad an Bord war, organisierte der AvD kurzerhand Ersatz bei anderen Opel-Teams. Am Ende standen die Räder zwar nicht hundertprozent in Fahrtrichtung, doch es war gut und sicher genug, um auch die restlichen Kilometer ins Fürstentum zu überstehen.

Gefeiert wurde am Abend, und wie. So gab es nicht nur erstmals einen Erinnerungspokal für alle Teilnehmer, als Überraschung ließ Rallyechefin Triefenbach für eine "etwas andere Siegerehrung" den Stuttgarter DJ Wim Gutmann anreisen. Der Musikprofi legte nach den offiziellen Preisübgaben auf, bis fast vier Uhr wurde im Le Meridién Beach Plaza Hotel getanzt. 

Endergebis 17. AvD-Histo-Monte 2011:

1.     Burkhard Müller / Jürgen Meggle         Daimler Benz 250 SL Pagode  1967    

  00:38,89 min.

2. Horst Friedrichs / Jörg Friedrichs  Opel Ascona A Rallye  1972 

00:47,75 min.

3.  Klaus-Peter Thaler / Udo Volckmann  Opel Comodore B GS Coupé    1972 

00:51,64 min.

4.  Reinhard Stahl / Dieter Göbel  Opel Commodore 2.8 GS  1975 

00:52,22 min.

5.  Matthias Kahle / Peter Göbel  Skoda 110 R  1971 

00:56,81 min.

6.  Josef Juracka / Hana Jurackova  Skoda 1000 MB  1966 

01:03,31 min.

7.  Barbara Ziegler / Gisela Giesche  Alfa Romeo Giulia  1978 

01:05,97 min.

8.  Jens Herkommer / Dirk Johae  Skoda 105 L  1985 

01:06,24 min.

9.  Marc-Oliver Nusser / Klaus Thiele  Porsche 944 Coupé  1984 

01:07,58 min.

10.  Martin Hörmann / Jochen Hempel Mercedes SLC 500 AMG  1981 

01:08,53 min.

 

Weitere Links:

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Fotos: Hardy Mutschler, Peter Göbel