Anfang März besuchte Peter Göbel das Mitsubishi-Lancer Wintertraining von Uwe Nittel im finnischen Rovaniemi. Zwei Tage lang durften sich eine Gruppe Drift- und Drive-Interessierter mit den Allradlern auf den perfekt präparierten Pisten des Trainingsgeländes austoben.
Dass das Wintertraining von Uwe Nittel zu den Besten gehört, die es im hohen Norden Finnlands und Schwedens gibt, steht für Insider außer Frage. Kein anderer Anbieter solcher Fahrexkursionen kann auf ein derart großes Gelände zurückgreifen, bis zu 45 Kilometer unterschiedlicher Pisten stehen Gruppe N-Vizeweltmeister Nittel zur Verfügung. Dazu kommen die 295 PS starken Mitsubishi Lancer Evolution, deren Allradsystem in Verbindung mit dem Doppelkupplungsgetriebe auch für Novizen kinderleicht zu bedienen sind. Darüber hinaus hat Nittel mit Reifenpartner Kumho einen speziellen Spikereifen entwickelt, der deutlich mehr Traktion bietet, als handelsübliche Pneus, ohne aber die Piste zu ruinieren.
Und am Ende ist es die Leitung an sich, die den Kurs für alle Teilnehmer besonders lohnenswert macht. Denn es wird gefahren, Pylonen und langatmige Ausweichmanöver gibt es gar nicht, statt dessen schickt der Rallyeprofi seine Teilnehmer gleich auf die richtige Piste. 900 Meter lang ist das erste Kurvengeschlängel auf spiegelglattem Untergrund, eine Stunde später sind es schon fast drei Kilometer. Bei fünf Autos pro Gruppe kommt man sich so gut wie nie in die Quere. Und noch etwas Besonderes bieten die Strecken nordöstlich von Rovaniemi am Polarkreis. Es wird nicht nur auf zugefrorenen Seen gefahren, sondern in einem speziell präparierten Sumpfgebiet. "Das macht die Sache besonders interessant", gesteht Kursteilnehmer Peter Martin aus Coburg. "Es ist wie bei einer echten Rallye, links und rechts stehen Bäume, zwischen denen es durchgeht. Und die Schnee-begrenzungen sind dennoch hoch genug, dass keine Gefahr für die Fahrer und Autos besteht."
Dass bei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h dennoch harte Regeln gelten, akzeptieren die Rallye-Probanden mit vollstem Verständnis. "Wer zu eng auf einen anderen Teilnehmer auffährt und denn Sicherheitsabstand missachtet, darf zum Abkühlen auch mal eine halbe Stunde zuschauen", mahnt Uwe Nittel. Offensichtlich hat sich das aber bewährt, in der Vergangenheit gab es nur einen kleinen Zwischenfall, als ein Team einem Bergefahrzeug übermütig ins Heck gekracht ist – ohne Personenschäden versteht sich.
Nach eineinhalb Fahrtagen und wenigen Pausen geht es dann zur großen Runde auf den See, 10,5 km nonstop dürfen die Fahrer driften, bis sie nicht mehr können. Die längsten Geraden vertragen gut und gerne den vierten Gang, wer Mut hat, schaltet noch eine Welle höher. Per Funk spricht Nittel jeden Fahrer an, korrigiert Fehler und verbessert pausenlos die Linien. Dass das Ende der Reise mit einer kleinen Rallye endet, schuldet Nittel alleine schon seiner Herkunft als Rallyeprofi. Fast neun Kilometer stehen im so genannten Gebetbuch, zweimal darf gestetet werde, dann muss der Co sauber den Aufschieb vorlesen. Und das auch noch in stockdunkler Nacht.
Wer jetzt noch nicht genug hat, darf mit Nittel selbst und "echten" Schwedenspikes eine finnische Test-WP erleben. Wie im Zeitraffer zirkelt der Ex-Mitsubishi-Werksfahrer den einzigen weißen Lancer durch den Wald und unisono erklären die Beifahrer im Ziel: "Dass es solch riesiger Unterschied ist, hätten wir nicht gedacht." Also lässt Nittel alle Teilnehmer auf einer harmloseren Strecke selbst den Grip der schmalen Rallyespikes erleben, auf einer kleinen Schleife geht es so zügig zu Sache, dass man sich ohne die Kurvenhinweise von Instruktor Ebner verirren würde.
Nach zwei Tagen und unendlichen vielen Eindrücken gibt es noch einmal eine lohnenswerte Snowmobil-Tour durch das winterlich-frostige Lappland. Zum Glück bei angenehmen zehn Grad unter Null, zwei Wochen vorher wären es minus 43 Grad gewesen. Dass die einzige Tour-Pause ausgerechnet an einer Eis-Gokartbahn stattfindet, scheint jetzt schon fast eine selbstverständlichkeit zu sein. Und es wundert dann auch niemanden mehr, dass das besten Essen der Tour von einer "echten" finnischen Elfe serviert wird.
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Fotos: Peter Göbel